13. Passat Fließheck L (2008 - )

Wenn ich nach der Retro Classics jedes Mal ein Auto kaufe...

... kann ich da wohl nicht mehr lange mitmachen. Aber nachdem ich mich schon seit langem mit der Idee beschäftigt habe (gewisse PKDler haben da auch sicher ganz stark nachgeholfen), mir einen 32er zuzulegen und auf der Messe ja wieder einige ganz besonders schöne Exemplare ausgestellt wurden, kam mir der Anruf von unserem Präsi Detlev mit den einleitenden Worten „Sag mal, brauchst Du keinen 32er... ?“ eigentlich ganz gelegen.

Jetzt aber erst einmal von Anfang an. Nach der Messe plagte mich also wieder einmal der Gedanke, mir irgendwann doch noch einen Passat der ersten Baureihe zuzulegen. Es eilte mir nicht besonders, ich hatte auch keine allzu großen Ansprüche, er sollte halt noch in einem einigermaßen brauchbaren Zustand sein und der Zeitpunkt sollte natürlich auch noch passen. Gerade der passte mir aber nicht wirklich, als Detlev anrief. Mit zwei Berufen, einer täglichen Pendelstrecke von 200km, einem zerlegten Syncro in der Garage und diversen nicht ganz zu unterschätzenden Verpflichtungen in der Freizeit ist es halt momentan etwas eng. Einige größerer Ausgaben in der Vergangenheit setzten dann auch noch in gewisser Weise finanzielle Grenzen.

Auf jeden Fall ließ ich mir mal Bilder von Detlev schicken. Ganz interessant war auch schon die Geschichte drumherum. Der Sohn des wenige Monate zuvor verstorbenen Erstbesitzers wandte sich an das Automuseum Wolfsburg, ob man dort nicht Interesse an einem gut erhaltenen Passat der ersten Baureihe hätte. Dies verneinte man dort zwar, jedoch rief Herr von Witzleben bei unserem Präsi an, offensichtlich wohlwissend, dass sich bei uns eventuell jemand finden könnte, der diesen Passat zu schätzen weiß. Zurück zu den Bildern. Der Wagen machte einen ganz passablen Eindruck. Auch die L-Ausstattung konnte mich nicht von dem Wunsch abbringen, den Wagen mal persönlich in Augenschein zu nehmen. Mit fast ausschließlich Topmodellen in der Garage musste das bei dieser Modellreihe nicht auch noch sein.

Ich habe dann eine Woche lang mit mir gerungen, bis ich letztendlich dann doch den Sohn des Besitzers anrief. „Leider“ hat mich das Gespräch auch eher davon überzeugt, den Wagen zu nehmen als die ganze Sache bleiben zu lassen. Erschwerend kam noch hinzu, dass der 32er ca. 600 km von mir daheim entfernt stand. Also hieß es erst einmal, Meinungen bei unseren einschlägigen 32er Experten einzuholen. Zu viel Wind wollte ich im Vorfeld auch nicht machen, also setzte ich mich mit Olaf sowie Stefan und Alex aus Aalen in Kontakt. Die beiden hatten auch unentwegt versucht, mir diese Modellreihe schmackhaft zu machen, also durften sie jetzt auch mal „ran“. Irre war auch, welche Mängel Olaf alleine anhand der Bilder entdecken konnte, mir ist jetzt noch schleierhaft, wie ihm das gelungen ist. Da Günter beim Schlachten des Trophys von Marie vorbeikam, holte ich mir auch bei ihm noch fachkundiges Oldtimerurteil ein.

Der arme Sohn des Besitzers musste wohl mittlerweile schon richtig am Verzweifeln sein, denn ich habe ihn unentwegt in seine Garage geschickt um weitere Aufnahmen zu machen, die auch sehr bald den ein oder anderen weiteren Mangel zutage brachten. 

Nachdem, ich erst einmal meiner Frau „gebeichtet“ hatte, dass da wohl demnächst unter Umständen noch ein weiterer Passat in unsere Familie Einzug halten könnte und von Ihrer Seite aus grünes Licht bekam, war die Besichtigung dann endgültig beschlossene Sache.

An einem viel zu frühen Morgen Anfang April nahm die Mördertour dann ihren Lauf. Zunächst ging es erst einmal von mir aus nach Hilpoltstein, von wo aus es dann mit Günters sparsamem Dieselpassat nach Crailsheim ging. Dort trafen wir auf die Aalener und somit war die Truppe vollständig. Diese Zusammenkunft folgte einem extrem ausgeklügelten Plan, es sollte ja keiner von uns weiter fahren müssen als unbedingt nötig. Auf halber Strecke wurde dann erst einmal eine Kaffeepause eingelegt, Günter hatte da perfekt vorgesorgt.

Die Zeit verging wie im Fluge - OK, ich musste ein paar Mal auf Toilette, wenn ich das hier nicht erwähne, darf ich mir das nachher wieder anhören. Auch die Umweltzone von Köln konnte uns nicht von unserer Fahrt gen Norden abhalten. Gut nur, dass  man uns nicht erwischt hat. Eigentlich hätten wir da gar nicht durchgemusst aber ... na ja, ein menschliches Bedürfnis halt und Tanken war auch angesagt.

Gegen 13.00 Uhr trafen wir dann in Krefeld ein. Herr Bleses, der Verkäufer des Wagens, ein sehr netter Zeitgenosse übrigens, hat uns dann erst einmal zu Kaffee und Wurstsemmeln in sein Esszimmer geladen, dass wir uns stärken konnten.

Um einige Informationen über die Geschichte des Wagens reicher ging es dann anschließend an eine eingehende Begutachtung. Ich musste eigentlich gar nicht viel tun, Stefan und Alex verbrachten eine halbe Stunde unter, neben, auf, vor und hinter dem Auto und erzählten mir da von Dingen, von denen ich bis dahin gar nicht wusste, dass sie existierten.

Der anschließende Teil war wohl der für mich Schwierigste der ganzen Aktion. Wer einen 32er besitzt (ich erinnere da nur mal an Urs, Lalli und Jürgen), der weiß, wie schlecht die Fahrzeuge im Allgemeinen verarbeitet wurden. Dementsprechend gingen die letzten 33 Jahre trotz immenser Wartung an dem Wagen nicht ganz unbeschadet vorüber. Und dementsprechend viel Arbeit steckt in dem Wagen drin.

Irgendwie musste ich die endgültige Entscheidung aber ganz alleine für mich treffen. Also zog ich mich mit dem Karl-Heinz Bleses in dessen Räumlichkeiten zurück und wog Vor- wie Nachteile kritisch gegeneinander ab. Und natürlich habe ich den Wagen gekauft – zu einen letztendlich mit Sicherheit für beide Seiten ganz akzeptablen Preis.

Zu dem Wagen bekam ich dann noch sämtliche Unterlagen der vergangenen 33 Jahre, angefangen von der Angebotsberechnung und dem Kaufvertrag über Reparaturrechnungen und Tüv-Berichte bis hin zum Erinnerungsschreiben des TÜV Rheinland, das der Erstbesitzer noch 4 Tage vor seinem Tod im Ordner abgeheftet hatte.

Witzig war auch, dass ich im Arbeitszimmer von Karl-Heinz unseren Werbeflyer von der Retro Classics entdeckte. Den hatte er vom Prüfer des TÜV-Rheinland erhalten, dem der Wagen im Zuge unserer vorherigen Bestandsaufnahme an Mängeln vorgeführt wurde. Scheinbar spricht es sich langsam rum, dass es uns gibt und offensichtlich hinterlassen wir in der Old- und Youngtimerszene auch ein ganz ordentliches Bild. Etwas Anderes habe ich aber auch nicht erwartet ... 

Bevor wir die Fahrt in Richtung Heimat fortsetzten, mussten natürlich noch einige Abschiedsbilder geschossen werden.

Die Heimfahrt verlief – wer hätte das bei einem Passat auch anders erwartet – absolut reibungslos. Es war aber zugegebenermaßen sehr unangenehm, dass es die ganze Fahrt wie aus Eimern gegossen hat. Und als wäre das nicht genug, hatten wir im Hunsrück auch noch mit dichtem Schneetreiben zu kämpfen. 

Ein Erlebnis der besonderen Art hatten wir dann noch kurz vor Heilbronn: ein uns überholender Z4-Fahrer war von dem Wagen so angetan, dass er vor lauter Bewunderung kaum die Spur halten konnte. Plötzlich scherte er dann wieder vor uns auf der rechten Spur ein und wurde immer langsamer, bis ich ihn schließlich überholte. Mit hochgestrecktem Daumen ließ er uns dann passieren. Als ich wieder rechts eingeschert hatte, überholte er uns erneut, jedoch nicht ohne noch einmal mit hochgestrecktem Daumen seine Begeisterung kundzutun. Da werde ich mich wohl daran gewöhnen müssen.

Nach all der Fahrerei haben wir uns dann im schönen Schwabenland noch ein Kinderschnitzel gegönnt. Allein das war die Reise schon wert.

Etwa eine Stunde später hieß es dann, unseren ausgefeilten Autoplan zu beenden. In Crailsheim angekommen setzten Stefan und Günter die Reise in Günters Passat fort,  irgendjemand musste ja meinen 35i von Hilpoltstein nach Eichstätt zurückbringen. Alex und ich fuhren dann direkt nach Eichstätt – ich voraus und Alex in seinem Syncro hinterher. Daheim angekommen bekam ich dann gleich einen Rüffel, dass ich meinen guten 32er nicht so jagen soll, Alex ist mir wohl kaum nachgekommen – da sage noch einmal jemand, mit 55 PS wäre man nicht flott unterwegs. Vielleicht lag es aber einfach auch nur an Alex’s berufsbedingtem Fahrstil.

Gegen 1.30 Uhr kam dann auch Stefan gut mit meinem 35i bei mir daheim an. Bei einigen Gläsern Bier und einer kleinen Nachlese ließen wir den Tag dann ausklingen – allzu lange hat es nicht mehr gedauert, wir waren alle reichlich müde.

So, jetzt darf ich also auch einen 32er mein Eigen nennen. trotz einiger Schweißorgien (das wird vielleicht einmal eine andere Geschichte) habe ich den Kauf absolut nicht bereut. Ich würde mir jederzeit wieder einen holen – obwohl, ich habe glaube ich jetzt genug Passats, jetzt reicht es erst einmal. Aber das habt Ihr glaube ich schön öfters von mir gehört ... sag niemals nie !

 

Hier noch einige Eckdaten:

· Passat 32 L, 2-türer

· 1,5 L / 55 PS

· 100.000 km

· Erstzulassung 12/75

· Signallackierung Rallyegelb

· 33 Jahre in Erstbesitz

· Sonderausstattung M Z11 (Kopfstützen vorne, Automatikgurte vorne)

 

· Sonderausstattung M 605 (große Heckklappe)

· Sonderausstattung gerissenes Armaturenbrett ;-)

· Nachrüst-Radio in Dasher – Mittelkonsole

· alle Originalunterlagen vorhanden

· scheckheftgepflegt

 

 

Mittlerweile braucht man für den Eintrag auf die 07er Nummer ja eine komplette H-Untersuchung und von dem her war an dem Wagen auch noch eine Menge zu tun, wobei er in seinem Zustand sicherlich auch die Eingangsuntersuchung für due 07er nicht geschafft hätte. Das Radhaus hinten links war an einer bereits geschweißten Stelle erneut durchgebrochen und der linke Schweller hatte im vorderen  Bereich ebenfalls Auflösungserscheinungen.

 

Da ich den Wagen unbedgingt so schnell wie möglich zulassen wollte, standen die kommenden Wochen im Zeichen des Flexens, Bleche dengelns, Schweißens, Versiegelns, Spachtelns und Lackierens.

Zunächst habe ich vorne links am Schweller begonnen wobei ich feststellen musste, dass da weitaus mehr betroffen war als nur der Schweller. Neben der A-Säule war auch ein gutes Stück vom Unterboden befallen.

 

 

Also musste erst einmal die braune Pest  großflächig rausgeschnitten werden.

 

 

Bei diesen Rostschäden wollte ich unbedingt vermeiden, die Karosserie zu sehr zu schwächen, also habe ich vor weiteren Flexorgien erst mal die Löcher wieder verschweißt.

 

Und weiter gehts...

Und auch der Rest muss wieder dicht werden...

 

Die hintere Stelle lief in etwa nach demselben Muster ab. Auf jeden Fall stand nach der Instandsetzung der erfolgreichen H-Untersuchung nichts mehr im Wege.

 

Die erste größere Ausfahrt führte Marie und mich nach Aalen, wo der Kleine gleich einmal Seinesgleichen kennen lernen konnte: