12. Passat Fließheck GL auf Saisonkennzeichen (2007 - )

 

Langsam aber sicher verschaffe ich mir wahrscheinlich den Ruf, auf einer Mission zu sein, die das Ziel verfolgt, möglichst viele Exportpassats wieder nach Deutschland zurückzuholen. Dem ist zwar nicht so, aber es gelangen jedes Jahr so viele 32bs auf Nimmerwiedersehen ins Ausland, dass man schon den ein oder anderen zurückholen sollte ;-))

 Die ganze Geschichte begann 2007 auf der Retro Classics in Stuttgart. Ich war gerade beim Werkzeug einkaufen und als ich an unseren Stand zurückkam meinte Harald, da wäre gerade ein schweizer Autohändler da gewesen, der einen 32b, Baujahr 1982, loswerden möchte. Ich hatte eigentlich definitiv kein Interesse, doch die Bilder, die er dagelassen hatte, waren schon  recht vielversprechend. Das Thema war erst einmal abgehackt. Da hatte ich aber die Rechnung ohne Stefan gemacht. Meine Schwester kam an diesem Tag auf Besuch und ihr 32b taugte nur noch zum Resttüv - Runterfahren und Schlachten. Der Stefan hat dann so lange auf uns eingeredet, bis wir (eher meine Schwester) überzeugt waren: der Wagen muss her !

Mitgegangen – mitgefangen dachte ich mir. Nach einigen telefonischen Verhandlungen mit dem schweizer Händler und diversen Motorkontrollämtern der Schweiz wegen der Ausfuhrmöglichkeiten ging es dann an einem feuchten Sonntagmorgen um 5.00 Uhr zusammen mit meiner Schwester in Eichstätt los. Unser erster Stop war Aalen, wo wir noch Stefan und Alex mit an Bord nahmen. Wie gesagt, mitgegangen – mitgefangen. Dort erwartete uns auch gleich eine erste Überraschung: Stefan hatte eingekauft (mal wieder – wen wundert es) und so fuhr plötzlich ein weißer 32b hinter uns her. Natürlich nutzen wir die Gelegenheit gleich einmal zu einem frühmorgendlichen Fotoshooting.

Mit gemütlichen konstant 80 km/h auf der rechten Spur - Busfahrertempo ging es dann seeehr langsam in Stefan’s Dieselgolf Richtung Bodensee. Mit dem Golf fuhren wir, weil man damit so gut „spara“ (für Nichtschwaben: sparen) kann. Die ohnehin schon recht langsame Fahrt zog sich aufgrund Alex’s und Stefan’s siebten Sinn für irgendwo hinter verschlossenen Toren rumstehenden Passats dann doch noch erheblich mehr in die Länge. Dieser siebte Sinn äußerte sich ungefähr so:

 
Alex: Ich moi, dess da hinde oi Passad schdehd. (Ich meine, dass da hinten ein Passat steht)

Stefan: De müsse mir uns doch gleich oimol angucka. (Den müssen wir uns doch gleich einmal ansehen)

 
Alle, die das nicht gleich verstehen (also meine Schwester und ich) beißen anschließend auf die Vollbremsung von Stefan hin entweder in das 
Armaturenbrett oder die Kopfstütze. 

Während wir uns noch die wunden Gesichtspartien rieben, sprangen die anderen beiden jedes Mal wie von 
der Tarantel gestochen aus dem Auto um unverzüglich mit unbeschreiblichen Verrenkungen das Auto von allen Seiten, von oben und unten 
genauestens zu inspizieren. 


Das muss man sich dann etwa so vorstellen:
 

Irgendwann kamen wir dann aber nach unzähligen Besichtigungspausen in Meersburg an. Von dort aus ging es erst einmal mit der Fähre nach Konstanz. Auch die anschließende Pass- und Grenzkontrolle verlief problemlos, auch wenn wir wieder einmal (scheinbar als Einzige) genauer inspiziert wurden. Eine halbe Stunde später standen wir dann bei dem Händler auf dem Hof und was wir da erblickten, ließ unsere Herzen höher schlagen. Sogar Alex, der bis zu diesem Zeitpunkt noch recht skeptisch war, gab ganz begeisterte Töne von sich.

 

Der Handel war relativ schnell perfekt. Der Händler war zwar etwas unzufrieden, dass er von den 800 Euro, die er ursprünglich haben wollte, nur 250 bekam, aber so schlimm kann es nicht gewesen sein, da er uns noch mit seinen Händlernummern bis an die Grenze fuhr. Das hatten wir ausgehandelt, da die deutschen Kurzzeitkennzeichen in der Schweiz nicht gültig sind und wir wegen der bevorstehenden Grenz- und Zollkontrolle nichts riskieren wollten. Natürlich haben wir auf dem Weg dorthin noch einmal für ca. 1 Euro pro Liter Super vollgetankt.

An der Grenze angekommen wurde die ganze Sache dann langsam amüsant:

Schweizer Grenzer: was wollen sie mit diesem Auto ?

Händler: der geht auf Export !

Schweizer Grenzer: wer will den so etwas exportieren ?

Händler: der da (zeigt mit dem Finger auf mich)

  Schweizer Grenzer: Oha. Da muss ich meinen deutschen Kollegen holen.

  Deutscher Grenzer: Sie wollen dieses Auto nach Deutschland einführen ? Sie                                          wissen aber schon, was der Ihnen Steuer kostet ?

  Ich: Klar, der bekommt einen G-Kat.

  Deutscher Grenzer: Das geht nicht. Das ist ja nicht einmal ein Einspritzer, oder ?

  Ich: Nein, ist er nicht, aber das geht trotzdem.

  Deutscher Grenzer: Na ja, Sie müssen ja wissen, was Sie tun. Ich bin da                                         skeptisch. Fahren Sie mal rechts ran.

 

 

Nach langem Warten und ca. 25 Euro Einfuhrzoll wurde die Fahrt dann ohne größere Unterbrechungen – halt eine habe ich vergessen, da stand natürlich mal wieder irgendwo im Hinterhof kaum sichtbar ein Passat rum - in Richtung Aalen und Eichstätt fortgesetzt.

Nach einigen Wochen des Hohlraumversiegelns, Technik Instandsetzens, Wartens und G-Kat-Einbauens ging es dann schließlich zum TÜV, wo der Wagen trotz nicht funktionierender Hupe (oh Gott, wie peinlich) auf Anhieb die Vollabnahme bestand.

O-Ton des TÜV-Gutachters: das hätte ich mir denken können, dass der Vorsitzende der Passat-Kartei Deutschland keinen normalen Re-Import vorführen kann – aber Hut ab vor diesem Fahrzeug, es ist lange her, dass ich einen Passat aus dem Baujahr in so einem guten Zustand gesehen habe.

Und weil der Zustand gar so gut war, haben wir ihn 2007 auch gleich auf der Retro Classics in Stuttgart ausgestellt:

Hier noch ein paarr Impressionen von der Abholung: