4. Etappe der Reise: Jordanien

 

18.8.2009: Von der syrisch - jordanischen Grenze nach Amman

 

 

Neuland Jordanien! Wir waren gespannt und wurden nicht enttäuscht. Witzig war schon das Warten auf die Zollkontrolle, vor der sich einige Autoschlangen gebildet hatten. Immer wieder wurden wir von neben uns stehenden  Jordaniern, Libanesen und Saudis aus ihren Autos heraus gefragt, wo wir herkämen und ob wir die ganze Strecke wirklich mit dem Auto bewältigt hätten. Teilweise verwunderte, teilweise bewundernde Gesten wurden zwischen den Autos ausgetauscht, stets verbunden mit einem Welcome to Jordan, to the Arab World oder einfach nur einem herzlichem Welcome. Besser und herzlicher hätte die Ankunft nicht sein können.

Die Einreise nach Jordanien am Grenzübergang Jaber läuft so sauber, dass man theoretisch vom Boden essen könnte. Es gibt getrennte Ein- und Ausreisebereiche. Das ist das erste Plus. Dann werden diese  Bereiche noch einmal unterteilt in Syrer, Jordanier, Other Arabs, Foreigners und Diplomats. Es muss wohl nicht extra erwähnt werden, dass sich der Grenzbeamte am Einreiseschalter für Foreigners so richtig langweilte. Irgendwie schien er sich zu freuen, als endlich einmal Kundschaft kam. Unsere Pässe wurden registriert und dann ging es zur Visastelle, wo uns schnell und unkompliziert das Visum ausgestellt wurde. Dann wieder zurück zum Einreiseschalter, Stempel drauf und fertig.

 

 

 

 

Unser Auto wurde im Vorfeld schon vom Zoll gecheckt, Geld hatten wir auch schon gewechselt und die Versicherung abgeschlossen. Also konnte es nun an die Einfuhr des Autos gehen. Die lief genauso problemlos, mal abgesehen davon, dass ich dem Beamten erklären musste, wie er unser Triptik (Carnet de Passages) richtig ausfüllen sollte um später Ärger bei der Rückgabe in Deutschland zu vermeiden. Stempel drauf und fertig. Generell sind die Unterlagen, die man für das Auto bekommt recht aufwändig und professionell gestaltet.

Bei der letzten Kontrolle wurden wir dann noch einmal gefragt, wo wir herkommen. Alemagna reißt die Menschen in diesen Ländern immer wieder zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Der Beamte bemühte sich redlich uns mitzuteilen, dass Alemagna und Jordan gute friends sind. Ich habe ihm nicht widersprochen, wieso auch?

 

Jordanien als überwiegendes Wüstenland  begrüßte uns auf dem Weg nach Amman gleich einmal standesgemäß. Der gute Eindruck der Grenze setzte sich auch auf der Straße fort. Die Teerdecke meist makellos, die Autofahrer im Vergleich zu Syrien sehr diszipliniert. Das liegt wohl in erster Linie an den übermäßig vorhandenen Geschwindigkeitskontrollen.  Entgegenkommende Autofahrer sind aber so fair, einen per Lichthupe vor diesen Straßenräubern zu warnen. Ein netter Zug. 

Generell ist Jordanien eine andere Welt als Syrien. Ich habe es irgendwann einmal als orientalisches Land auf westlicher Grundlage beschrieben. Das hätte ich ehrlich gesagt so nicht erwartet.

Auch Amman als vergleichsweise junge Stadt ist verkehrstechnisch durchaus durchdacht. Hat man das System der Kreisverkehre und Nebenstraßen einmal durchblickt, findet man sich auch mit der spärlichen Karte im ReiseKnowHow  zurecht.

 

 

Das Hotel war im Vergleich zum Auszug aus Damaskus relativ schnell gefunden. Da wir mehr Zeit verloren hatten als geplant, haben wir dann gleich damit begonnen, die Stadt (wenn auch nur sehr oberflächlich) zu erkunden. 

In einem zugegebenermaßen etwas schäbig aussehenden Straßenlokal haben wir dann abends gegessen weil wir der netten Einladung des Besitzers nicht widerstehen konnten. Und wieder einmal zeigte sich, dass man nicht immer nur nach Äußerlichkeiten gehen darf. Das Restaurant war relativ gut von Einheimischen besucht und wir haben - übereinstimmend beurteilt - das beste Fellafel und das beste Hummus unserer ganzen Reise gegessen. Und günstig war es noch obendrein.

Obwohl erst seit wenigen Stunden im Land, habe ich mich in Jordanien von Anfang an sehr wohl gefühlt. Die Menschen sind ausnehmend freundlich und fein. Wie bisher auf unserer ganzen Reise habe ich mich sehr entspannt und ohne jegliches Gefühl von Unsicherheit durch die Straßen bewegt.

 

 

 

   
19.8.2009: Von Amman nach Petra

 

 

Unsere erste Etappe dieses Tages führte uns an die Baptism Site sehr nahe an die israelische Grenze. Die Jordanier sind sehr stolz darauf, dass die Taufstelle Jesu gerade noch auf ihrem Territorium liegt. Durch die schrittweise Annäherung an Israel ist die Taufstelle mittlerweile für Touristen zugänglich obgleich sie in strengem militärischem Sperrgebiet liegt und nur mit einem Führer betreten und und mit gesonderten Kleinbussen befahren werden darf. Man hat uns auch darauf hingewiesen, dass ein Besuch der Baptism Site nur durch die Großzügigkeit des jordanischen Königs möglich ist und ausschließlich von diesem als Service an Touristen finanziert wird.

Wie dem auch sei, der Ort war beeindruckend aber irgendwie nicht so beeindruckend wie wir das erwartet hatten. Vielleicht lag es an der hohen Militärpräsenz oder der fehlenden Vorstellungskraft, sich bei 45°C und sehr karger Landschaft auszumalen, wie durch das trockene Flussbett zu Zeiten Jesu Wasser geflossen ist.

Hochinteressant war es, sich wirklich nur einen Steinwurf von Israel entfernt zu sehen. Das Land erscheint an dieser Stelle räumlich so nahe und ist doch aus arabischer Perspektive so weit entfernt. Wir waren beide auch sehr überrascht zu sehen, wie schmal der Jordan eigentlich ist.  Rund um die Baptism Site entstehen derzeit christliche Kirchen, man arbeitet mit sehr viel Sorgfalt daran, die Überreste früherer Gotteshäuser auszugraben und zu rekonstruieren.

 

 

 

Der Jordan mit Blick auf  Israel am anderen Ufer

 

Militärische Einrichtungen zu fotografieren ist in diesen Ländern immer etwas heikel, man sollte sich das eigentlich unbedingt verkneifen. Man darf jedoch die Kirchen und Sehenswürdigkeiten an der Baptism Site fotografieren und so ergab sich die ein oder andere Gelegenheit auch unbemerkt etwas von der militärischen Stimmung einzufangen. Das möchte ich euch hier nicht vorenthalten. Nach wie vor ist die Lage zu Israel sehr angespannt, das merkt man schon an den unzähligen Militärposten entlang der Grenzen. Dazu aber später noch mehr.

 

 

   
Erwähnenswert ist an dieser Stelle sicherlich auch, dass der Führer durch eine sehr frühe Verabschiedung vor der Rückfahrt vermieden hat, auch nur in irgendeiner Weise in die Verlockung zu kommen, Trinkgeld angeboten zu bekommen. Er hat mir vorher im Gespräch erklärt, dass er vom Königshaus angestellt ist und praktisch im Auftrag des Königs die Besucher Jordaniens an die Taufstelle führt. Ich denke einmal, dass das damit zusammenhängt.

Die weitere Strecke führte uns zunächst am Toten Meer entlang. Auch hier merkt man ganz deutlich die Nähe zu Israel. Regelmäßige Kontrollposten überwachen penibel, wo man hinfährt und wer man ist. Entlang der Straße finden sich immer wieder kleinere Militärposten mit Panzern, Radar-, Funk- und Abhörstationen. Ein Bad im Toten Meer wäre eigentlich ein absolutes Muss gewesen aber nachdem uns der erste Strand zu voll war sind wir weitergefahren und haben den zweiten dann irgendwie übersehen. Wild wollten wir auch nicht baden und plötzlich war kein Totes Meer mehr da. Dann halt beim nächsten Mal.

 

 

Der weitere Verlauf der Tagesetappe führte uns über den King's Highway durch atemberaubende Felslandschaften und Steinwüsten immer näher an die legendäre Felsenstadt Petra. Zunächst aber wollte die Landschaft genossen werden,  was wir auch ausreichend getan haben. Unseren Passat mussten wir hierbei ziemlich schinden, die zu bewältigenden Pässe haben ihm bei Außentemperaturen von 45°C doch ziemlich zugesetzt aber er hat ohne Murren und Knurren seinen Dienst verrichtet.

 

 

 

In der Nähe von Karak hatten wir dann noch einmal eine Begegnung der anderen Art. Marie brauchte die Karte, die am Boden lag, und als sie sie aufmachen wollte, stellte sie fest, dass diese voll mit Ameisen war. Also hatte meine Wasserkur in Damaskus doch nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Ganz im Gegenteil, die kleinen, mistigen Dinger holten nun sogar ihre Eier an die Oberfläche um so richtig loszulegen. Zeit für Taten. Erst einmal rechts rangefahren, alles was sich mit feuchten Tüchern entfernen ließ entfernt (da kommt einem die arabische Praxis der Müllentsorgung extrem entgegen, auch wenn sie einem widerstrebt) und dann kam eine Radikalkur, die das Problem endgültig beseitigen sollte.  Bremsenreiniger aus dem Kofferraum geholt, Feuerzeug an und mit kontrollierten Stößen den gesamten Fußraum ausgebrannt. Dann war Ruhe ;-)

 

 

Über den Desert Highway und eine erneute Wüstenstrecke ging es anschließend relativ schnell und glatt nach Petra. Dort hatten wir einige heimatliche Begegnungen. In unserem Hotel trafen wir auf eine Reisende aus Altmannstein, die ganz entzückt war, dort ein Auto mit eichstätter Nummer geparkt zu sehen.

Abends trafen wir uns dann noch mit Emad, einem befreundeten Jordanier, mit dem wir während seines Promotionsstudiums in Eichstätt näheren Kontakt hatten. Er brachte eine Geographiestudentin aus Eichstätt mit, die gerade ein Praktikum bei ihm machte. Dazu muss man sagen, dass Emad mittlerweile die Leitung des als Weltkulturerbe anerkannten Petra Archaeological Park übernommen hat. Eine tolle Aufgabe mit sicherlich vielen Herausforderungen. Es war ein sehr schöner und vor allem sehr lustiger Abend, den wir mit ausreichend Mezze (Vorspeisen), Grillplatten, Ahwa (arabischem Kaffee) und Gesprächen über die "gute, alte Zeit" verbracht haben.

 

 

20.8.2009: Petra

Für den Besuch von Petra haben wir einen kompletten Tag eingeplant. Das hieß für uns, einen Tag komplett ohne Autofahren zu verbringen, was zur Abwechslung einmal ganz angenehm war. Eigentlich ist ein Tag für die beeindruckende Felsenstadt viel zu wenig aber es hat gereicht um einen ersten Eindruck zu bekommen.

"Nur an wenigen Orten der Welt schufen Menschen eine Architektur, die sich vollendet in die Landschaft einpasst, aus ihr herauszuwachsen scheint und doch eine große und atemberaubende Wirkung auf uns hat. Petra, im Süden Jordaniens, gehört sicher zu den Höhepunkten einer solchen Architekturschöpfung."

So lauten die ersten Zeilen eines Reiseführers über Jordanien. Die Felsenstadt Petra, von den Nabatäern geschaffen, ist in der Tat ein atemberaubendes Werk.

Um dorthin zu gelangen, muss man erst einmal ein beachtliches Stück durch eine Schlucht. Bereits am Eingang erwarten einen Horden von Esel-, Kamel- und Pferdetreibern, die einem anbieten, das erste Stück auf dem rücken ihrer Pferde zurückzulegen. Das würde ich jetzt nicht unbedingt empfehlen, denn meiner Meinung nach entgehen einem da viele der Eindrücke, die sich bereits auf den ersten Metern bieten. Eine höfliche Ablehnung ist auch kein Problem. Im Gegensatz zu vielen anderen touristischen Hochburgen in der arabischen Welt, haben sich die Jordanier ein außerordentliches Maß an Höflichkeit und Feinfühligkeit bewahrt - das ist ein wahrer Segen und spricht sehr für die Jordanier, denn die Touristen, die in Massen auftreten und sich in ihren klimatisierten Reisebussen ankarren lassen, verhalten sich genau so, wie ich das von Reisegruppen erwarte, nämlich größtenteils absolut unmöglich. Dazu aber später noch mehr. Lassen wir erst einmal die Eindrücke der ersten paar Kilometer durch den Siq auf uns wirken: 

 

 

 

 

Am Ende angekommen, wartet bereits das wohl meistfotografierte Motiv auf den immer noch staunenden Besucher: das Schatzhaus (Al-Khazne). Rund um dieses Wunderwerk der Baukunst gibt es dann für den Gehmüden wieder ausreichend Gelegenheit, sich ein Kamel zu mieten. Wie bereits gesagt, würde ich das auch hier nicht empfehlen.

 

 

Wie weit man sich nun tatsächlich in die Anlage wagt, ist natürlich jedem selbst überlassen. Wir sind relativ weit gegangen, ich habe dann sogar noch einen Berg erklommen, doch bis an das Kloster (das angeblich auf keinen Fall ausgelassen werden darf) sind wir nicht gegangen. Uns wurden zwar um die 20 Pferde, 30 Kamele und 10 Esel angeboten aber das haben wir uns dann verkniffen. Wie bereits erwähnt ist das in Petra auch absolut kein Problem wenn man höflich ablehnt. Meistens bekommt man dann die Bitte "But please, think about it, perhaps later ?", auf die man mit "maybe" antwortet und somit für beide Seiten eine gute Situation schafft.

 

 

 

 

 

 

Interessant an Petra war, dass es dort relativ viel Kinder gibt, die Ihre Waren an die Touristen feilbieten. Jetzt ist ja Kinderarbeit in vielen arabischen Ländern nichts Ungewöhnliches, wir hatten dennoch den Eindruck, dass sie in den letzten Jahren abgenommen hat. Wie dem auch sei, die Kinder bringen mich auf eine Angelegenheit, über die ich mich gerne aufrege: massenhaft auftretende Touristen ohne Verstand und Gefühl für fremde Menschen. So wollte eine amerikanische Frau unbedingt ein Bild mit einem Berbermädchen machen weil das ja so "cute" war.  Dümmlich wie der ein oder andere Besucher  von über dem großen Teich nun mal ist, dachte sie wohl, Petra sei eine künstliche Welt wie Disneyland oder ein sonstiger Freizeitpark. Also fragte sie das Mädchen nach ihrer Emailadresse. Dass das Mädchen mit Email nichts anfangen konnte, war vielleicht noch in Ordnung, dass sie aber KEINEN Computer besitzt, das brachte die Amerikanerin an den Rand ihrer Vorstellungskraft. Ich bin dann gegangen, als die Dame versucht hat, an die Postadresse des  Mädchens zu kommen.

Wer die arabische Welt bereist, der sollte sich vorher im Klaren sein, in welchen Kulturraum er sich da begibt. Als ich mit der Besichtigung von Petra durch war, habe ich mich einfach mal an mehrere  ruhige Stellen gesetzt und ein Stündchen lang versucht, die krasse Diskrepanz einzufangen, die sich zwischen westlichen Touristen und der einheimischen Bevölkerung ergibt. Jetzt kann sich jeder selbst ein Bild machen, was er davon hält. In Saudi Arabien jedenfalls würden viele dieser leichten Mädchen unter dem Gesetz der Sharia mit Peitschenhieben aus dem Land geprügelt werden. Wird aber so schnell nicht eintreten, da sich die Saudis dem Tourismus verschließen. Leider.

 

 

 

 

 

   
21.8.2009: Von Petra nach Aqaba

 
 

Neben Petra gehört bei einem Jordanienbesuch das Wadi Rum zum absoluten Pflichtprogramm des interessierten Touristen. Also sind wir am Morgen des 21. August losgetuckert um uns dieses Highlight näher anzusehen. Da wir anschließend nach Aqaba am Roten Meer wollten und die Karte eine befahrbare Piste durch das Wadi Rum auswies, haben wir entgegen den eindringlichen Rat der Park Authority und mit GPS bewaffnet unser Glück versucht. Nach so etwa 50 Metern war dann relativ schnell klar, dass das wohl nichts werden wird ;-)) Eigentlich war mir das schon vorher klar aber Dickschädel halt ...

 

Wir haben uns dann einen Beduinen gesucht - eher wurden wir von einem Beduinen gefunden -, der uns mit seinen Jeep in die Wüste gefahren hat. Das Wadi Rum ist trotz der geringen Größe eine atemberaubende Wüstenlandschaft mit zahlreichen Highlights und Sehenswürdigkeiten und der kleine aber feine Einblick war wirklich beeindruckend. Einen hartgesottenen Sahara-Globetrotter wird es aber wohl eher nicht vom Hocker hauen.  

 

 

 

 

 

Einen nicht ganz unerheblichen Teil des Aufenthaltes haben wir bei Tee und mehr oder weniger tiefsinnigen Gesprächen in diversen Beduinenzelten verbracht. Diese Zeit wurde aber nicht mit der ausgehandelten Dauer verrechnet, auch wurden wir nicht mit Souvenirs torpediert und der Tee war stets im Sinne arabischer Gastfreundschaft kostenlos. Das wahre Highlight des Kurztrips kam dann aber bei der Rückfahrt in das Dorf. Urplötzlich streikte der Wagen unseres Führers, der mit einer Seelenruhe das Problem bei geöffneter Motorhaube analysierte und und uns dann mit noch viel größerer Seelenruhe mitteilte, dass er schon befürchtet hätte, das Benzin könnte etwas knapp werde, das aber "absolutely no problem" sei. Zeit ist in vielen arabischen Ländern eine sehr relative Größe. Da werde ich später noch einmal darauf zurückkommen - nur eines vorweg: für einen stets unter Zeitdruck stehenden, durchschnittlichen Mitteleuropäer ist das ein wahrer Quell der Entspannung. Kein Witz und kein Sarkasmus an dieser Stelle. 

Nach etwa 10 Minuten kam dann zufällig einer seiner Freunde mit seinem  touristenbeladenen Jeep des Weges. Das Problem wurde geschildert, analysiert und gelöst. Eine Wasserflasche wurde geleert, ein Benzinschlauch abgezogen, die Flasche gefüllt und in den Tank geleert. Ging wunderbar. Anschließend ist der Guide sprichwörtlich in das Dorf zurückgeflogen. Wahrscheinlich hat er sich gedacht wenn er schneller fährt, geht das Benzin nicht so schnell wieder aus. 

 

 

 

 

 

Mit all diesen Eindrücken im Hinterkopf ging es dann weiter nach Aqaba. Dies sollte die letzte Station in Jordanien sein, da von dort aus die Fähre nach Ägypten geht. Eigentlich wäre Ägypten von Aqaba aus innerhalb von 10km auf dem Landweg zu erreichen. Das Problem ist aber, dass 6 Kilometer davon durch israelisches Staatsgebiet führen und - wir erinnern uns - ein Araber lieber 500km zu Fuß durch die Wüste geht als 6 Kilometer mit dem Auto durch das Land des Staatsfeindes Nummer 1 zu fahren. Um die Zahl der nie mehr aus der Wüste zurückkehrenden Araber möglichst gering zu halten und den Muslimen im Maghreb die Pilgerreise nach Mekka, also den Hadj, zu zu ermöglichen, haben die Staatschefs von Jordanien, Ägypten und dem Irak eine Fährgesellschaft eingerichtet. Da wir großes Interesse daran hatten, spätere Probleme bei der Weiterreise, die durch israelische Sichtvermerke zwangsweise entstehen würden, zu verhindern, mussten also auch wir von Aqaba aus mit dem Schiff über das rote Meer. Da ich am kommenden Tag im Wirrwarr der Ausreise unnötigen Papierkrieg vermeiden wollte, habe ich die Tickets gleich nach der Ankunft besorgt. Für das Speedboat wohlgemerkt, das im Gegensatz zu den vier Stunden der langsameren Fähre nur eine Stunde braucht. Das Ausstellen der Tickets hat fast eine Stunde gedauert obwohl ich der einzige Kunde war. "The problem is, I know Luxemburg, but the stupid Computer doesn't", war die sich ständig wiederholende Aussage des Menschen hinter der Verkaufstheke. Auf meine Frage nach der Abfahrtszeit musste er dann grinsen: "In theory, the ship leaves at 1 o'clock, but that's Arab time, you know". Das wird sicher lustig, dachte ich mir, und es sollte sehr lustig werden.

 

 

 

 

 

Aqaba ist als Freihandelszone selbst für jordanische Verhältnisse sehr westlich. Es gibt zahlreiche "Off License", sprich Geschäfte, die Alkohol verkaufen sowie die üblichen Verdächtigen, die den Untergang der Esskultur des Abendlandes besiegeln. Es tut mir weh, das zu schreiben, ja fast beschämt es mich schon aber wir konnten nicht widerstehen - zumindest haben wir bei der Wahl zwischen Pest und Cholera das marginal geringere Übel genommen. 

 

 

Auf dem Rückweg ins Hotel wollten wir dann noch ein paar Mitbringsel für die Familie besorgen und sind, nichtsahnend was uns da erwarten würde, in einen Souvenirshop. Der Besitzer ist fast ausgeflippt als er bemerkte, dass wir Deutsche sind. Er, so erzählte er uns, sei das wahrhaftige Double von Omar Sharif in "Lawrence von Arabien" gewesen. Diese Behauptung untermauerte er mit verschiedenen Zeitungsausschnitten aus der deutschen und internationalen Presse sowie zahlreichen Bildern an der Wand. Im Hintergrund gut zu sehen: eine Aufnahme von ihm und Omar.

Der gute Mann war ein recht witziges Kerlchen, das zwar ständig aus dem Laden ist um an seiner Zigarette zu ziehen, uns aber mit Tee und Gebäck drangsalierte und zusätzlich zu unseren Einkäufen noch unzählige Geschenke verteilte. Es ist schwer zu sagen, wer am Ende das bessere Geschäft gemacht hat ... 

 

 

   
22.8.2009: Von Aqaba nach Nuweiba - oder: 14 Stunden für 40 Kilometer

 

Dieser Tag im Vierländereck Jordanien - Israel - Ägypten - Saudi Arabien sollte der wohl interessanteste der gesamten Reise werden - zumindest für einen Kulturforscher. An keinem Punkt unserer Reise ließen sich arabische Gelassenheit und arabisches Temperament so gut beobachten wie hier.

Wir sind gegen 9.30 Uhr am Hafen angekommen, wussten wir ja nicht, wie lange sich die Ausreiseprozedur ziehen würde. Hätten wir gewusst, dass diese nicht einmal eine halbe Stunde in Anspruch nehmen würde,  wären wir dort nicht so früh aufgeschlagen. Macht aber nichts. Wie gesagt, nach einer halben Stunde waren unsere Pässe gestempelt und das Auto offiziell ausgeführt. Bis zur offiziellen Abfahrt um 13:00 Uhr waren noch 3 Stunden Zeit, die wir im Auto wartend, colatrinkend und durch den Hafen schlendernd (groß ist er ja nicht) verbracht haben. Interessant auch, was sich da an Fahrzeugen tummelte. Wer einen deutschen Bus oder Lastwagen vermisst, der sollte vielleicht einmal am Hafen von Aqaba mit der Suche anfangen:

 

 

 

Nachdem jeder im Hafen so gelassen war, waren wir auch gelassen, selbst als um 13:00 Uhr noch nicht einmal der geringste Hinweis auf die Abfertigung zu vernehmen war. Um 13:30 Uhr kam dann ein Saudi zu uns und meinte, das Warten hätte bald ein Ende, in spätestens 10 Minuten könnten wir aufs Schiff. Eine halbe Stunde später ging es dann wirklich in Richtung Schiff, nur rauf durften wir noch nicht gleich.  Um 15:00 Uhr waren wir dann drauf, doch aus unerfindlichen Gründen auf dem langsamen Boot, das wir ja um alles in der Welt vermeiden wollten.  Die Frage nach dem Schnellboot konnte uns keiner so richtig beantworten, doch nachdem alle Autos auf die langsame Fähre fuhren, haben wir das auch getan. Eigentlich hätte es gleich losgehen können, doch bis zur Abfahrt vergingen noch einmal 2 Stunden. Laufende Schiffsmotoren sollten uns wohl das Gefühl einer baldigen abfahrt geben. Ich bin dann mal an Deck gegangen, da stand vor der Laderampe noch ein Mercedes, der wohl technische Probleme hatte und dem Besitzer andauernd vom Wagenheber gesprungen ist. Lustig für uns, weniger lustig für ihn. Ich denke mal, dass wir auf den gewartet haben, aber erfahren werden wir das wohl nie. Gestört hat die Verzögerung niemanden, also hat es auch uns nicht gestört.

 

 

Da sage noch mal einer, wir wären gut bepackt...

 

17:00 Uhr: endlich Abfahrt. Wenn man das überhaupt Fahrt nennen konnte, dieses ausgemusterte Mittelmeerfährendingens war so etwas von laaaangsam, das habe ich noch niemals zuvor erlebt. Man hätte wirklich nebenherlaufen können, wäre da nicht das Wasser gewesen. Langsam dämmerte uns auch, wieso das Schiff für die 40km 4 Stunden braucht.

Die Fähre war sicherlich nicht auf dem neuesten Stand der Technik, ich kann aber auch nicht die angsterregenden Berichte einiger Reisender in diversen Globetrotterforen bestätigen. Klar, für Europäische Verhältnisse war das Ding grenzwertig, sicherlich auch nicht gut gewartet aber es gab immerhin ausreichend Rettungsboote und -westen, was ja selbst in Südeuropa nicht immer garantiert ist.

Langsam kam auch in die Gelassenheit der mitreisenden Araber etwas Bewegung. Die ägyptischen Grenzbehörden öffneten nämlich ihre Einreiseschalter und immer wenn man anstehen muss, kommt das arabische Temperament zutage. Da wird gedrängelt und geschubst, jeder will der Erste sein, es kam sogar zu sehr aggressivem Verhalten erboster Saudis, die aus irgendeinem uns unerfindlichen Grund plötzlich anfingen, den Grenzbeamten anzuschreien. Einige Umherstehende hätten sich bei dem Versuch, die Saudis etwas einzubremsen beinahe noch eine eingefangen. Kurz vor einer sich entwickelnden Prügelei bin ich dann wieder zurück an unseren Tisch im Restaurant,  schließlich hatten wir ja 4 Stunden Zeit.

 

Nach einer halben Stunde bin ich wieder an den Schalter zurück, der Saudi hatte sich wieder beruhigt, jetzt war dafür sein Sohn auf 180 und die Schlange immer noch nicht kürzer, also bin ich wieder zurück. Plötzlich kam dann ein Angestellter der Fährgesellschaft und meinte, als ausländische Gäste würden wir bevorzugt abgefertigt. Er ging also mit uns ganz vorne an den Schalter und regelte für uns die Formalitäten. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Saudi wieder beruhigt, hatte jetzt aber wieder einen Grund zum Schreien, denn er als Saudi hätte wohl eher als wir Deutsche das Recht, bevorzugt abgefertigt zu werden.

Na prima, aber ich verstehe den guten Mann. Aus welchem Grund können wir es uns herausnehmen, an der Schlange vorbeizugehen? Mir ist das immer gar nicht Recht aber was will man machen. Nachdem wir das Visum bereits im Vorfeld  besorgt hatten, mussten wir nur noch die Einreisekarte und die Anti-Schweinegrippenkarte ausfüllen und schon waren die Stempel im Pass. Das Abstempeln wurde begleitet vom Gezeter des Saudis und so ging der Polizist mit uns in das Unterdeck, wo er die Unterlagen für die Einreise des Autos vorbereitete. Fertig. Fürs Erste.

Nachdem das Ende des Tages unvorhersehbar war, haben wir dann auf das umfangreiche Speisenangebot im Bordrestaurant zurückgegriffen: Meat with Rice oder Chicken with Rice. Das wars. 5 Dollar each. Very good. War ein bisschen wie im Sozialismus aber gut.   

 

 

Die nächsten Stunden vergingen wie im Schneckentempo. Es war heiß, glücklicherweise aber noch einen Tag vor Beginn des Ramadan. Also haben wir die Hitze mit Wasser erträglich gemacht, das vorbeiziehende Saudi Arabien beobachtet und zumindest ich zwischenzeitlich Marie beruhigt, die von geschätzten 50% der mitreisenden Araber auf ihren Handys in Film und Bild fixiert wurde und zwar so plump, dass es sogar mir aufgefallen ist.

 

 

Irgendwann wurde es dann dunkel und Nuweiba immer deutlicher zu erkennen. Aber bei dem Tempo der Fähre hat sich das erste Erspähen des Hafens bis hin zum heißersehnten Anlegen noch über eine Stunde gezogen. Dann waren wir im Hafen und hätten eigentlich das Schiff verlassen können. Eigentlich, denn der wachhabende Offizier, der zuständige Sicherheitstechniker oder der Zollbeamte war wohl gerade zu Bett, zu Tisch oder bei einem anderen, wichtigen Termin. Nach einer Stunde Warten im Hafen kam dann ein Polizist, der gleich einmal pauschal alle Ausländer eingesammelt hat, die dann als Erstes die Fähre verlassen durften - sehr zur Freude der Araber versteht sich. Also waren wir drin in Ägypten und das Abenteuer Einreise konnte beginnen.

 

   

 

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