3. Etappe der Reise: Syrien

 

15.8.2009: Von der türkisch-syrischen Grenze nach Qalat al Hosn

 

Dies war mein dritter Besuch in Syrien. Die Ankunft an der Grenze war irgendwie wie Heimkommen. Eigentlich hatte ich keine größeren Probleme erwartet, die gab es auch nicht, doch die Saudis haben uns hier zeitlich einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als wir auf syrischer Seite ankamen steppte hier förmlich der Bär. Autos über Autos und zu allem Überfluss noch fünf große Vans aus Saudi Arabien, in welchen die Fahrer ihre jeweils 5 Frauen und 20 Kinder gestapelt haben. Jeder der Fahrer hatte einen Gefrierbeutel volle Pässe, insgesamt mussten das so um die 100 gewesen sein und das brachte die syrischen Behörden an die Kapazitätsgrenze. Der Übergang Kasab ist wohlgemerkt relativ klein, Aus- und Einreise sind nicht getrennt,  es gibt auch keinen extra Schalter für Ausländer.

Hinzu kommt noch, dass ich erfahren durfte, dass die Saudis irgendwie in der arabischen Welt die Chefs sind. Überheblich, einen leicht arroganten Eindruck vermittelnd und vor allem über all den anderen Einreisewilligen erhaben. Quasi mit angeborenem Recht auf schnelle Grenzabfertigung.

So hieß es erst einmal Abwarten. Und dann noch einmal Abwarten, hinten anstellen, nach hinten angestellt werden und  noch einmal Abwarten.

Interessanterweise war es dann genau der Saudi, der mir am meisten auf die Nerven ging, der dann irgendwann sah, dass ich als armer, kleiner Europäer eigentlich schon viel zu lange warten musste und der dann unsere Einreise in die Wege geleitet und überraschenderweise sehr beschleunigt hat. Ich musste also meinen ersten Eindruck von den Saudis etwas revidieren.

 

 

 

 

Also lagen unsere Pässe mit der Einreisekarte, die hier nur auf arabisch erhältlich war, auf dem Tresen des Grenzbeamten. Und wieder wurde ich überrascht. Läuft doch sonst in Syrien die Einreise eigentlich sehr korrekt ab, hatte der irgendwie gar kein Interesse, mich abzufertigen. Nach dem Motto "Guter Bulle, böser Bulle",  wollte sein Kollege immer unsere Pässe stempeln, doch der andere hat ihm das regelmäßig untersagt. Keine Ahnung warum. Scheinbar hat ihm irgendetwas nicht gepasst, denn der Umgang war ehrlich gesagt auch etwas eigenartig.

Wie dem auch sei, irgendwann hat er sich dann erbarmt und wir hatten die Stempel im Pass.

Der Rest ging dann recht flott. Geld wechseln, Gebühren bezahlen, Versicherung abschließen, Zollkontrolle, Eintrag des Autos in das Carnet de Passages, noch einmal die letzte Kontrolle und schon konnte es losgehen.

Der Teil der Einreise war dann schon viel syrischer: die obligatorische Begrüßungszigarette vom Zollbeamten angenommen, mit dem Geldwechsler den Kugelschreiber getauscht, ein kleiner Plausch und ein "Welcome to Syria" mit dem diensthabenden Vorgesetzten und schon waren wir drin im Land. 

 

 

 

Nachdem sich die Einreise durch das Saudi-Intermezzo dann doch so ca. 3 Stunden in die Länge gezogen hat, wusste ich dann auch was mir blühen würde. Nämlich das, vor dem das Auswärtige Amt immer so eindringlich warnt. Nicht alle dieser Warnungen treffen meiner Meinung nach auch immer zu aber man zählt halt verständlicherweise sämtliche Eventualitäten auf. Aber diese hier trifft den Nagel auf den Kopf:

"Ebenso besteht die Möglichkeit, sich als Selbstfahrer mit dem Mietwagen fortzubewegen. In den Städten ist der Verkehr jedoch häufig sehr dicht, elementare Verkehrsregeln werden nicht eingehalten. Die Orientierung ist erschwert, da Straßenbezeichnungen, Hausnummern und Wegweiser häufig nicht existieren oder nur in arabischer Schrift. Überlandfahrten bei Nacht sind unfallträchtig und sollten vermieden werden."

Was tagsüber das Autofahren wirklich spannend macht, kann nachts zu einem echten Problem werden. Unbeleuchtete Eselgespanne,  schlecht eingestellte und stark blendende Scheinwerfer, unbeleuchtete Fahrzeuge und Mopeds, die einem auf der Autobahn entgegenkommen, Passanten, die die Autobahn überqueren, wendende Fahrzeuge, Autos mit überhöhter Geschwindigkeit, fehlende Fahrbahnmarkierungen, stockdunkle Nacht  und als besonderes Schmankerl unserer nächtlichen Fahrt: ein LKW, dem die Hydraulikleitung platzt und eine plötzliche Fahrbahnvernebelung durch Öl auf dem heißen Motorblock.

Aber wir haben auch das überstanden, ist etwas gewöhnungsbedürftig aber typisch arabisch. Auf jeden Fall ist das immens anstrengend.

 

 

 

 

Letztendlich sind wir dann aber nach einer kleinen Irrfahrt in Lattakia und einer zu früh genommenen Autobahnausfahrt (danke nochmal an die netten Syrer, die uns da weitergeholfen haben) um 23:00 Uhr wohlbehalten bei unserem Freund Akram im Hotel Beibers angekommen. Er hat uns sogar noch eine Kleinigkeit zum Essen gemacht und dann ging es müde aber froh darüber, wieder in Syrien zu sein, ins Bett.

16.8.2009: Von Qalat al Hosn nach Damaskus

 

Nach einem ausnahmsweise eher spätem Aufstehen ging es los in Richtung Damaskus. Einen dritten Besuch des Crak konnte ich mir verkneifen. Die Strecke war relativ problemlos zu meistern, es waren ja im Vergleich zu den letzten Tagen verhältnismäßig wenige Kilometer zu bewältigen.

Wir hatten wieder ein Zimmer im altbekannten Hotel Sultan gebucht und freuten uns zu sehen, dass immer noch der alte, nette Mann die Verpflegung übernimmt. Der hat mittlerweile ja fast schon Kultstatus.

Die Fahrt ins Zentrum zum Sultan verlief absolut problemlos, wir haben das Hotel auf Anhieb gefunden.

Dennoch sollte es zu einem kleinen Zwischenfall kommen. Als Marie aus dem Auto stieg sah ich Hunderte von Ameisen auf ihrem Rücken. Mit einem Küchentuch habe ich sie auf offener Straße "verprügelt" um die kleinen Dinger loszuwerden. Eine genauere Untersuchung des Autos zeigte dann, dass wir im gesamten Fußraum Ameisen hatten. Das war wohl ein verspätetes Erbe aus Anamur. Um der Plage Herr zu werden habe ich dann erst einmal den Fußraum mit zwei Flaschen Wasser geflutet. Das brachte Ruhe - zumindest zunächst einmal.

 

 

 

 

 

 

Nach einer kleinen Ruhe- und Hitzepause im Hotel stand dann ein Besuch der Altstadt auf dem Programm. Vor allem der Suq wirkte wieder einmal magisch anziehend auf uns.

Damaskus ist wirklich eine beeindruckende Stadt. Irgendwie bekommt man davon nicht genug. Vor allem die Freundlichkeit der Menschen ist fantastisch. Auch hier hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. So sind die Sehenswürdigkeiten jetzt zum Beispiel hervorragend ausgeschildert. Die gesamte touristische Infrastruktur hat sich meiner Meinung nach (wenn auch in bescheidenem Maße) merklich verbessert. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei einem Besuch in Damaskus ist es meiner Meinung nach absolute Pflicht, im Jabri Haus hinter der Omayadenmoschee zu essen. Mittlerweile gut ausgeschildert und von außen deutlich besser als Restaurant zu erkennen wie noch vor einigen Jahren eröffnet sich einem durch den schmalen Eingang ein fantastischer Innenhof, in dem man sehr schön sitzen und auch sehr gut und relativ preiswert essen kann.

 

17.8.2009: Von  Damaskus an die syrisch - jordanische Grenze

 

Das hätte eine echt kurze und angenehme Fahrt nach Amman werden können, hätten die Syrer nicht so ein furchtbares Vorgehen bei Straßensperrungen und wir uns daraufhin nicht so selten dämlich angestellt.

Die Fahrt aus Damaskus raus verlief anfänglich wirklich gut. Dann kamen wir jedoch auf der Stadtautobahn die Abzweigung nach Jordanien und die war aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen gesperrt.

Nachdem es nicht gleich ersichtlich war, wie es weitergeht und keine Umleitung ausgeschildert war (ok, das anzunehmen wäre auch utopisch) sind wir der Straße weiter gefolgt. Dann kam ein erneutes Schild in Richtung Jordanien aber das war auch das Einzige. Mangels Kartenmaterial haben wir dann in weiteren Baustellen und Straßensperren irgendwie die Orientierung verloren. Es ging aus Damaskus raus, wieder rein, in die andere Richtung wieder raus und dann wieder rein, nachdem aber ewig lange keine Wendemöglichkeit kam und leider war es gerade an diesem Teilstück auch unmöglich, auf der Autobahn zu wenden.

Wieder in Damaskus wurden wir dann an einer erneuten Straßensperre vom Militär gestoppt. Wir kein arabisch, die kein Englisch. Mit Hand und Fuß hat man uns dann erklärt wie wir zu fahren hätten. Nur das war genau wieder der gesperrte Teilbereich. Also wieder zurück, noch einmal an den Soldaten vorbei und nach einiger Zeit wieder an diesem Posten vorbei. Dann hatte einer Erbarmen und ist zu uns ins Auto gestiegen. Wo er uns hingelotst hat? An die gesperrte Abzweigung. Da wusste er dann auch keinen Rat mehr und hat sich mit entschuldigendem Blick verzogen. Vorher hat er noch versucht, die Sperrung für uns aufzuheben, nur leider ohne Erfolg. 

Also war es an der Zeit, eine Gedenkminute einzulegen. Das hilft auch beim Schrauben wenn mal wieder eine Mutter an unzugänglicher Stelle nicht auf die Schraube will. Und plötzlich kam uns dann die richtige Strategie. Eigentlich einfach ... aber manchmal hapert es an den einfachsten Dingen. An der nächsten Ausfahrt runter von der Autobahn und unter grober Missachtung einiger elementarer Verkehrsregeln auf die Straße darunter um in einer unbeobachteten Sekunde einige hundert Meter nach der Abzweigung an geeigneter Stelle schnell auf den Zubringer zu fahren. Hat irgendwie geklappt, wie auch immer. Und der Sinn der Sperrung ist uns bis heute noch nicht klar. aber das darf man in diesen Ländern ohnehin nicht hinterfragen.

Mit großer Verzögerung ging es dann also endlich mit schnellen Reifen auf den Weg nach Jordanien.

 

 

 

 

Die Ausreise aus Syrien verlief ohne größere Probleme. Dies lag daran, dass Diplomaten und nicht arabische Ausländer bei der Ausreise an einem gesonderten Schalter abgefertigt werden und da war - wie sollte es auch anders sein - absolut kein Andrang.  Das ist eine feine Sache, zumindest für uns, denn an den Ausreiseschaltern für Syrians und Arabs steppte der Bär.

Und somit war das Kapitel Syrien wieder einmal abgeschlossen.

 

 

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