6. Etappe der Reise: Heimfahrt ;-(((

 

30.8.2009: Von Marsa Matruh nach Giza

 

An diesem Tag ist definitiv nicht viel passiert - abgesehen von jeder Menge Fahrerei. Wir sind relativ spät aufgestanden und wurden beim Frühstück vom Kellner schon mit den Worten "Where were you yesterday ? I missed you !" empfangen. Man machte es uns also leicht, den Ärger über den vergangenen Tag beiseite zu schieben, vorhanden war er aber nach wie vor, klar.

Die Strecke nach Giza war monoton und wir kamen dann kurz vor unserem Ziel noch in den berühmt-berüchtigten "Ich will vor Sonnenuntergang nach Hause, koste es was es wolle" - Verkehr. Der "nette" Tourismuspolizist war auch wieder auf seinem Posten und hat natürlich wieder um etwas finanzielle Zuwendung zum Schutze des Autos gebeten. Ansonsten war die Besatzung mit Ausnahme des Restaurants eine komplett andere - offensichtlich arbeitet man dort in Wochenschichten. Leider war nicht Faulenzen angesagt, es musste ja der weitere Verlauf der Reise  geplant werden. Also ab ins Internet, die Fähre Tunis-Genau sowie die Hotels in Tunesien storniert, eine Fähre ab Igoumenitsa gesucht und gebucht, der Kontaktfrau der libyschen Reiseagentur schnell einen Lagebericht abgegeben und und und. Nora hat uns noch eine kurze Erklärung auf arabisch verfasst und ins Hotel gefaxt - sollte es an der Grenze Probleme geben wegen der verkritzelten Ausreisestempel.

Beim Abendessen war es dann noch ganz witzig. Die junge Kellnerin wollte mir auf Teufel komm raus deutsches Bier verkaufen, Eigentlich wollte ich nicht aber sie hat mich so begeistert über die Tatsache, dass sie deutsches Bier im Kühlschrank hat, angesehen, dass ich ihr das nicht abschlagen konnte. Das was dann kam war zwar deutsch aber kein Bier ;-))) - von dem her hat das dann schon gepasst.

Wir haben den Abend dann auf der Dachterrasse ausklingen lassen - mit Ahwa, Sisha und bestechendem Blick auf die in farblichem Wechselspiel beleuchteten Pyramiden.   

 

1.9.2009: Von Giza nach Nuweiba

 

Dieser Tag sollte uns wieder einmal unter dem Suezkanal hindurch und über den Sinai bringen. Die Fahrt brachte keine nennenswert positive oder negative Überraschungen. Nach 7 Stunden waren wir dann endlich wieder in unserem altbekannten Hotel in Tarabin, wo man glücklicherweise auch noch ein Zimmer für uns übrig hatte.

 

 

 

Spannend und nervig zugleich war die Buchung der Fähre für den kommenden Tag. Beim vierten Anlauf hatte das Verkaufsbüro dann auch geöffnet und nachdem der nette Herr davon überzeugt war, dass es schon gut wäre, uns die Tickets für morgen schon heute zu verkaufen, ging es dann auch relativ flott. Und wieder haben wir die schnelle Fähre gebucht und waren wirklich gespannt, ob es wohl diesmal klappen würde.

 

 

2.9.2009: Von Nuweiba nach Aqaba

 

Wir waren schon etwas skeptisch darüber, welche Überraschungen die zweite Fahrt über das Rote Meer und das damit verbundenen Ein- und Ausreiseprocedere mit sich bringen würden. Nach einem gar nicht so schlechten Versuch, einen Überblick über das Ausreisegewirr im Hafen von Nuweiba zu bekommen, kam irgendwann ein Touristenpolizist auf uns zu, meinte, er sei da um uns zu helfen, denn das sei für Ausländer ja schon alles etwas unübersichtlich. Das hat auch alles ganz gut geklappt, er hat NICHT nach Geld gefragt und nach etwa einer Stunde waren die Pässe sowie das Carnet gestempelt und die guten, deutschen Nummernschilder wieder am Auto. Probleme wegen der rückgängig gemachten Auseise in Saloum gab es nicht. Also hieß es Warten. Um auch wirklich sicherzugehen, dass wir an der richtigen Stelle für die schnelle Fähre warteten, habe ich mal vorsichtshalber bei einem ganz netten Kuwaiti nachgefragt, der mit seinem Auto hinter mir stand und die Frage bejahte. Um eins sollte die Fähre gehen. So immens unterschiedlich war die ganze Sache nicht, denn um zwei durften wir vor die Fähre, um drei ging es dann auch schon los. Immerhin etwas schneller als beim letzten Mal und vor allem: wir waren auf der schnellen Fähre !!!

Interessant war die ganze Sache aber dennoch. Erstens fiel uns auf, dass sich keiner der Reisenden an das gebotene Fasten hielt. Scheinbar ist es wirklich so, dass Reisende vom Ramadan ausgenommen sind. Aber auch die meisten Polizisten hielten sich nicht an das Fastengebot. Gott sei Dank, denn ich war froh, dass deren Aufmerksamkeit nicht durch Hunger, Durst oder dem Verlangen nach Nikotin getrübt war. Ein Wehrdienstleistender (sicherlich erst so um die 17, der Militärdienst geht ja in Ägypten früh los und dauert dafür umso länger) hat direkt vor uns  sein Maschinengewehr geladen und anschließend seinem 14-jährigen Kumpel zum Spielen gegeben. Dieser wiederum hat auf die wartenden Reisenden gezielt und diese - also auch uns - mit einem "Bumm Bumm" quasi im Geiste "erschossen". Tolle Sache, einmal aus Versehen Niesen und schon ist der "Spaß" plötzlich bitterer Ernst ;-((.

Auch hier erhielten wir wieder ganz interessante Einblicke in die arabische Lebensart. Auf die Durchsage zur Beladung der Fähre zu warten ist absolut kein Problem. Jeder liegt mit einer Seelenruhe auf den Bänken im Wartebereich, man hat den Eindruck, da könnte die Welt einstürzen und es würde niemanden interessieren. Aber wehe, die Durchsage kommt dann. Ein jeder rennt wie von der Tarantel gestochen zu seinem Auto, springt rein, macht den Motor an, hupt wie wild und schimpft irgendwelche arabischen Nettigkeiten aus dem Fenster um die ganze Sache voranzutreiben. Nachdem auch nicht mit System geparkt wird, versucht dann jeder, vor den anderen zu kommen. Bei der Gelegenheit hat sich ein Kuwaiti seine Radlaufverbreiterung an unserer Stoßstange abgefahren - eng geht es ja sowieso grundsätzlich zu. Aber das hat ihn nicht interessiert. Vorne stand dann ein Polizist, der zumindest den Versuch unternommen hat, etwas System in dieses Chaos zu bringen. Das war dem Saudi hinter mir dann zu blöd, also hat er seinen neuen Van dazu benutzt, mich von hinten erst sauber anzurempeln und mich dann nach vorne zu schieben. Mir war das egal, ihm glaube ich dann aber nicht mehr, er hat nämlich meine Anhängerkupplung übersehen - blöd für ihn, lustig für uns ;-)

 

 

 

Irgendwann waren wir dann auch auf dem Schiff und was uns da erwartete, hat uns fast überwältigt. Die Fähre war fast schon luxuriös, unsere Mitreisenden waren ausnehmend nette Menschen und die Ausländer wurden gleich in die erste Klasse gelotst - gut, das fand ich jetzt nicht toll aber angenehm war es dann doch ;-)  

 

Natürlich haben wir auch die langsame Fähre gesehen und mit einer sehr entspannten Zufriedenheit zur Kenntnis genommen, dass der Kelch diesmal an uns vorüberging.

 

 

Das Auto war sicher geparkt und ohne weitere Verzögerung ging es dann auch los.

 

 

 

Eigentlich ging es nicht los, es "flog" förmlich los. Bis zur Ankunft in Aqaba konnten wir nach den Erfahrungen der Hinfahrt nicht so wirklich glauben, was da vor sich ging. Es war irre. Mit Worten ist das kaum zu beschreiben, vielleicht geht es ja im direkten Vergleich besser: 

 

So san die Gang bei der Hinfahrt ganga...

...und so bei der Rückfahrt:

 

Nachdem Jordanien ja bei der Einreise sehr kulant ist, hatten wir vorab auch kein Visum organisiert. Das ist an und für sich kein Problem, man gibt seine Pass auf dem Schiff ab, erhält ein kleines Stückchen Schmierpapier und tauscht das dann im Büro der Hafenpolizei gegen seinen Pass mit Visum ein. Durch das Fastenbrechen hat sich die ganze Prozedur dann noch etwas in die Länge gezogen. Wir hatten zwar unseren Pass, sollten aber noch warten. Uns war klar, dass das wegen der Visumsgebühr war, war ja die Marke noch nicht in unserem Pass. In der Tat sollten wir aber auf die Gepäckdurchleuchtung warten, der zuständige Beamte war nämlich gerade - verständlicherweise - beim Essen. Für uns war das aber irrelevant, da wir ja unser Auto dabeihatten. Nur das hat uns trotz Nachfrage keiner gesagt. Als wir also bemerkten, dass wir unnötig warteten, war schon eine Stunde verstrichen, die wir uns hätten sparen können. Ich werde das nie verstehen aber in allen arabischen Ländern, die wir bisher mehrfach bereist haben, unterscheidet sich jede Ein- oder Ausreise von der anderen. Und es ist egal, ob es sich um dieselben Grenzübergänge handelt oder nicht. Wieso mussten wir in Jaber für unser Visum bezahlen, in Aqaba aber nicht ? Wieso mussten wir in Aqaba für die Ausreise Steuern bezahlen, in Jaber aber nicht? Das weiß keiner so genau aber das finde ich an diesen Ländern so extrem spannend.  

Die Einfuhr des Autos war unspektakulär, auch hier fielen weitaus weniger Gebühren an als bei der Einfuhr über Land. Wir hatten aber übersehen, das Auto röntgten zu lassen. Also ab in die große Halle, Auto rein, Passagiere raus und einmal mit der Röngtenmaschine drüber. Eigentlich hatte ich angesichts der Metallmassen an Werkzeug und Ersatzteile schon erwartet dass da noch einmal jemand nachfragt, dem war aber nicht so. 

Dann ging es weiter zum letzten Kontrollposten, ein wenig Smalltalk und ab in das Hotel, das wir auch schon bei der Hinfahrt besucht hatten. Es ist echt witzig, dass man bei einem zweiten Besuch in einem Hotel immer wie ein alter Freund des Hauses empfangen wird. Das ist mir schon so oft aufgefallen. Vor der verdienten Bettruhe haben wir dann noch einmal gesündigt - im Pizza Hut. Und es war gut ;-) 

 

   
3.9.2009: Von Aqaba nach Aleppo

 

2.9.2009. Der Tag der Ochsentour. 950 km, 800 davon auf teilweise sehr schlechten arabischen Autobahnen, zwei Mal quer durch den dichten und chaotischen Großstadtverkehr von Damaskus und Amman, eine Ausreise aus Jordanien und eine Einreise nach Syrien. Sollten wir das schaffen, würde sich abzeichnen, dass mein Notfallplan langsam aufzugehen schien. Sollten wir das nicht schaffen, müsste ich mir langsam einmal Gedanken über eine möglicherweise notwendige Nachtfahrt machen. Da dieser Tag so viele unkalkulierbare Variablen beinhaltete, sind wir vorsichtshalber einmal um 6.30 Uhr losgefahren. Eine Polizeikontrolle bei Maan hat uns rausgewunken, ist aber anschließend so darüber erschrocken, dass sie unser Nummernschild nicht zuordnen konnte, dass wir nach einem ehr herzlichen "Welcome to Jordan" auch gleich weiterfahren durften. Die Fahrt durch Amman war sehr anstrengend und nervtötend aber es ließ sich machen. Die Ausreise aus Jordanien lief dann recht problemlos. Auf syrischer Seite wurde dann erst einmal unser Auto dekontaminiert und mit interessant riechenden Chemikalien abgespritzt. Von mir aus, eine Komplettwäsche hätte aber auch nicht geschadet.

An Horden von Schmugglern vorbei, die sich gerade stangenweise Zigaretten mit Klebeband an jedem sich anbietenden Körperteil befestigten, ging es dann schnellen Schrittes in die Abfertigungshalle. Dort kam es dann zu ersten Problemen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund sorgte mein verkritzelter Zollstempel vom Auto für Erregung. Der Chef wurde geholt, es wurde heiß diskutiert und irgendwann bekamen wir dann unsere Pässe wieder. Ich habe nicht nachgefragt. Bei der Einfuhr des Autos stellte man dann fest, dass dieses Syrien nie offiziell verlassen hatte.  Ich hatte damals aber auch wirklich nur zwei Mal nachgefragt, ob alles in Ordnung sei weil mir die ganze Sache gleich spanisch vorkam. Nachdem der zweite Zöllner mir gesagt hatte, dass ich jetzt wirklich fahren könnte, habe ich das dann auch getan. Also schnell die Ausreisegebühr nachbezahlt und alles war gut. Bis zum letzten Kontrollposten. Der hat sich dann wieder an dem verkritzelten Stempel gestört. Mit der Erwähnung eines einzigen Wortes fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen, was da eigentlich los war: "Israel ?". Na klar, die meinten alle, dass ich in Israel war und um einer Einreiseverweigerung nach Syrien zu entgehen da kurzerhand meine Stempel etwas beschönigt hätte. Da wäre ich nicht draufgekommen, ist aber gut zu wissen, dass mein Pass jetzt so etwas kann. Werde ich aber nicht brauchen, ich habe nicht vor, nach Israel zu reisen  - wahrscheinlich würde ich da sowieso erst einmal verhaftet werden - mit so vielen "Feindesstempeln" im Pass. Und das ist jetzt kein Sarkasmus, ich weiß von Fällen, bei denen es so war.

 

Die syrische Einreisekarte. Für was die gut ist, weiß ich nicht so genau, keiner wollte sie nach dem Stempeln mehr haben, ich brauche die Daten aber auch nicht ;-))

 

Wäre die Sache mit der Ausreise, die eigentlich gar keine Ausreise war, nicht gewesen, hätten wir beide Grenzposten in einer absoluten Rekordzeit von einer Stunde abhaken können. So hat es etwas länger gedauert, war aber zeitlich immer noch recht gut.  Schnellen Reifens ging es dann weiter nach Damaskus und als hätten wir es geahnt, war natürlich genau die Abfahrt, die wir in der Stadt gebraucht hätten, mal wieder gesperrt. Prima. Mittlerweile waren wir aber so routiniert, dass uns das nicht mehr aus der Ruhe brachte und das Problem binnen kürzester Zeit behoben war. 
In Damaskus wartete dann schon der nächste kleine Zwischenfall auf uns. Ein LKW-Fahrer war so mit seinem Handy beschäftigt, dass ihm gar nicht aufgefallen ist, wie er mit seinem Aufleger in meinen Spiegel eingefädelt ist und diesen anschließend fachgerecht abgebaut hat. Nicht, dass ich ihn nicht darauf aufmerksam gemacht hätte aber auf mein wildes Fuchteln mit dem Spiegel in der Hand hat er nur mit Achselzucken und einem entschuldigenden Lächeln reagiert. So genga die Gang und eng geht es auf den Straßen ja grundsätzlich zu. Aber das hatten wir ja schon ;-)

Ohne linken Außenspiegel zu fahren ist in Syrien nicht so extrem lustig. Also bin ich hinter Damaskus mal raus (also von der Autobahn runter und in den Schotter rein) um mir die Sache anzusehen und zu überlegen, wie man das Problemchen beheben könnte. Und da passierte wieder einmal, was in der arabischen Welt so oft passiert. Wie aus dem Nichts lösten sich plötzlich zwei Syrer aus der Landschaft und begannen sofort, an einer Problemlösung zu arbeiten. Gefunden haben sie keine aber ich habe den Tipp bekommen, vielleicht einen Rasierspiegel irgendwie hinzubauen. Gute Idee.  

In Aleppo wollten wir wieder in dasselbe Hotel, in dem wir auch 2003 schon waren. Das liegt mitten im Stadtzentrum und dort geht es verkehrstechnisch auch immer ganz gut ab. Das Fastenbrechen und ein gutes Timing erleichterten die Einfahrt enorm.  

 

 

Das Hotel war dann relativ schnell gefunden, wir mussten auch nur zwei Mal nachfragen, und Zimmer waren auch noch frei. Perfekt. Aleppo hat es uns ja beiden recht angetan und so waren wir auch dementsprechend froh, wieder dort sein zu können. Fast schon ironisch: wegen Libyen mussten wir Aleppo erst canceln, jetzt waren wir nur wegen Libyen dort. Vielleicht ein Zeichen?

Wir sind dann natürlich noch etwas durch den Suq, haben unsere letzten Einkäufe erledigt und dann ging es in Begleitung eines sehr gut deutsch sprechenden Syrers, der uns auf der Straße aufgegabelt hat, in ein armenisches Restaurant.

Das Spiegelproblem war immer noch nicht gelöst aber die Rettung kam kurz vor unserer Heimkehr ins Hotel in Form eines Fahrrad- und Mopedladens. Der Spiegel erfüllt genau das, was er erfüllen soll: er ermöglicht eine hervorragende Sicht nach hinten. Und das für umgerechnet 80 Cent. Mit dem fahre ich das nächste Mal beim TÜV vor. Wetten, dass es klappt ? 

 

 

 

 

Ein Meisterstück an Platzeffizienz: das Bad im Hotel.

   
4.9.2009: Von Aleppo nach Gölbasi / Ankara

 

Und noch ein Tag, der sehr anstrengend werden sollte. Wieder waren fast 900 Kilometer zu bewältigen und das teilweise auf den hervorragend ausgebauten türkischen Autobahnen, teilweise jedoch auch auf Abschnitten, die sehr anstrengend werden sollten. Dass es machbar war, wussten wir, haben wir die Strecke doch schon zwei Mal bewältigt. 

Die Abfahrt begann nicht ganz pannenfrei. Wir wollten wie schon 2003 wieder über den Grenzübergang Bab al Hawa in die Türkei, sind aber in Aleppo zu lange der Ausschilderung in die Türkei gefolgt und fanden uns dann plötzlich kurz vor dem Grenzübergang bei Kilis wieder. Gut, war so nicht geplant aber richtig tragisch war das dann auch wieder nicht. Angesichts der horrenden Benzinpreise in der Türkei (ich frage mich immer, wieso das so ist und vor allem wieso die letzte Tankstelle vor der Grenze immer so rege genutzt wird, wo das Benzin in Griechenland doch viel günstiger ist) habe ich in Syrien noch einmal vollgetankt und wurde prompt beschissen. Das erste Mal, dass ich überhaupt beim Tanken übers Ohr gehauen wurde. Nun ja, ganz so war es nicht, wer mich kennt weiß, dass ich auch mal sauer werden kann und so konnten wir das kleine "Missverständnis" auch lösen.

Die Grenzpassage selbst war problemlos, Kilis ist ein kleiner Übergang und so war nicht viel los. Das Niemandsland zwischen den Ländern ist stark vermint, auf türkischer Seite wurden wir dann noch mit einem speckigen Thermometer und einem tiefen Blick in die Augen für schweinegrippenfrei befunden und schon war die Sache beendet. Ach ja, es kam noch der mitleidige Hinweis des Zöllners, was für ein altes Auto wir da hätten ... lustig! Leider konnte ich an der Grenze kaum Geld wechseln, also sind wir erst einmal in die nächstgrößere Stadt um das zu erledigen - am Geldautomaten, man möchte es nicht glauben, auch das funktioniert mittlerweile.  

 

Platzeffizient sind die Türken schon, das muss man ihnen lassen ...

 

Die türkischen Autobahnen sind wirklich hervorragend ausgebaut, das muss man neidlos anerkennen. Vom Zustand her sind sie auch deutlich besser als die meisten deutschen Abschnitte. So ging es dann auch lange Zeit relativ flott vorwärts, bis die Autobahn dann irgendwann hinter Adana aus war. Es gibt zwar einen neuen Abschnitt nach Ankara, der hätte uns aber zu weit von Gölbasi weggeführt, wo wir wieder in unser altbekanntes Hotel wollten. Wie wir herausgefunden haben, hätten wir die Strecke noch ein Stück fahren können, die ist mittlerweile fertig, das war uns aber zu riskant. Also ging es erst einmal 70km im Schneckentempo inmitten von Lastwagen bergauf - manchmal hat uns auch ein Lastwagen überholt, meistens dort, wo man absolut nichts sehen konnte und wo es dann manchmal auch richtig gefährlich wurde. Einscheren ging dann so: einfach rein, egal ob Platz ist oder nicht. Scheint aber zu klappen.

 

 

Und wieder einmal durften wir erkennen, dass sich in der Türkei viel getan hat. Dort wo wir vor einigen Jahren noch über holprige, einspurige Straßen fuhren und so absolut nicht vorankamen, verläuft heute eine zweispurig ausgebaute Schnellstraße. Und plötzlich erscheint einem auch die Landschaft viel weniger monoton und langweilig.  Die ist nämlich eigentlich ganz schön und natürlich haben wir auch wieder ein Bild vom Tuz Gölu, dem für uns so legendären Salzsee gemacht. Irgendwie gefällt er uns. 

 

 

Das Hotel hat sich die vergangenen Jahre nicht so wirklich verändert. Es ist nach wie vor sehr schön, hat jetzt einen Stern mehr und preislich absolut in Ordnung. Nur die Nutzung scheint immer noch dieselbe zu sein. Beim Abendessen sind uns wieder die älteren türkischen Herren aufgefallen, die in junger, meist blonder und russisch sprechender Begleitung waren *ähmm*. Das waren sicherlich nicht die Töchter. Kann uns aber egal sein, das Hotel ist wirklich schön ;-)). 

 

5.9.2009: Von Gölbasi / Ankara nach Kavala

 

Nach den Erfahrungen der letzten Reise wussten wir, dass unser Plan jetzt - vorausgesetzt das Auto würde mitmachen - eigentlich aufgehen müsste. Wir kamen auch ganz gut voran, an Ankara und Istanbul mehr oder weniger gut vorbei und schließlich über den Bosporus - zurück in Europa. Das ist irgendwie jedes Mal ein recht erhebendes Gefühl, die Brücke zu passieren. Je näher die Grenze kam, umso mehr deutsche, vor allem bayrische und baden-württembergische Autos sahen wir. An der Grenze selbst war es irgdendwie wie am Rasthof in der Holedau: Münchner, Pfaffenhofener, Ingolstädter, Dachauer ...

Die meisten Türken scheinen nach wie vor Bulgarien zu meiden - und genau aus diesem Grund tun wir das auch. Auf griechischer Seite gab es dann noch einmal recht strenge Zollkontrollen, was sicherlich am Schengen-Abkommen liegt. Plötzlich sah ich einen Zollbeamten, der unseren deutschen Bundesadler am Hemd trug. Noch bevor ich realisierte, was das wohl zu bedeuten hätte, legte der schon los - in astreinem Rurpott-Dialekt: "Mit dem Ding kommt Ihr nicht wieder nach Deutschland. Was hat der denn gelaufen ??? Ne halbe Million ? Sieht aber nicht mehr gut aus". Als ich ihm dann erklärte wo wir herkamen und dass ich vollstes Vertrauen in das Auto hätte, wurde das dann ein ganz lustiges Gespräch. Die Zollkontrolle hatte sich auf jeden Fall erledigt. Scheinbar schickt der deutsche Staat angesichts der vielen passierenden Deutschtürken seine Zöllner zur Amtshilfe an die türkisch-griechische Grenze. Kavala war dann relativ schnell erreicht, wir haben auch das uns schon bekannte Hotel wiedergefunden und abends noch Pizza gegessen. Etwas anderes ließ sich auf die Schnelle irgendwie nicht auftreiben. Es war aber zumindest eine griechische Pizza.      

 

 

 

6. / 7.9.2009: Von Kavala über Igoumenitsa und Ancona nach Eichstätt

 

Die letzte Etappe der Reise war denkbar unspektakulär. Wir haben uns mit der Zeit etwas verkalkuliert und waren viel zu früh in Igoumenitsa. Irgendwie hatte ich nicht bedacht, dass die Strecke natürlich nach dem Ausbau viel schneller zu bewältigen ist als noch 2003. Macht aber nichts, besser so als anders. Wir haben die Zeit in Igoumenitsa genutzt um die Seele etwas baumeln zu lassen und uns zu erholen.

Das erste Mal waren wir diesmal mit der Fährgesellschaft Superfast Ferries unterwegs und ich muss sagen - ohne Werbung machen zu wollen - das ist das beste Fährunternehmen mit dem ich jemals gefahren bin und ich bin schon mit vielen gefahren. Neue Schiffe, kleine sowie ruhige Schlafsesselbereiche, die nur mit der Bordkarte betreten werden können, alles sehr fein uns sauber, die Toiletten werden regelmäßig geputzt und sind auch am folgenden Tag noch ansehbar und und und. Da müssen sich andere Gesellschaften warm anziehen. Auch der Preis ist in Ordnung. Einziges Manko: die Gesellschaft heißt zwar Superfast, ist aber kein bisschen schneller als die anderen. Da hätte ich mir etwas mehr erwartet.

     

 

 

Auf dem Schiff ließen sich einige wirklich nette Mondbilder schießen ;-)

Die letzte Etappe von Ancona nach Eichstätt lief genau so problemlos wie all die anderen zuvor auch. Immer wieder mal wurden wir im Stau von anderen Verkehrsteilnehmern fotografiert, was wir ganz lustig fanden.

Ab dem Brenner hatte ich dann den sehnlichen Wunsch nach einer Maß Bier am Volksfest und habe dann auch noch einmal etwas Gas gegeben. Um 22:00 Uhr sind wir dann kurz vor Ausschankschluss im Bierzelt gesessen, ein Traum ;-))). Eines der Radlager hat das letzte Stück in Deutschland mit 150 aufwärts nicht ganz so gut vertragen, das brummt jetzt, aber das war mir die Sache absolut wert.   

 

 

 

Bei einem Kilometerstand von 150.995, also nach knapp 12.000 Kilometern stand das Auto dann wieder wohlbehalten vor unserer Haustüre. Eine starke Leistung angesichts des Alters von fast 30 Jahren ...

 

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