6. Tag der Reise (2.9.2003) - Aufenthalt in Halab (Aleppo)

 

 

Unser erster Tag in Syrien begann mit einem ausgiebigen syrischen (was sonst ?) Frühstück, bestehend aus Tee, Fladenbrot, Marmelade, einem hartgekochten Ei, Oliven und salzigem Milchkäse in Fäden. So gestärkt und mit einem Zettel, auf den unser Hotelbesitzer alle wichtigen Aleppiner Sehenswürdigkeiten auf Englisch und Arabisch geschrieben hat, konnte es losgehen in das Stadtgetümmel - bei 35 heißen °C wohlgemerkt. Bei diesen Temperaturen hielten wir es nicht lange aus und nachdem die Zitadelle geschlossen hatte, gingen wir gleich in das mir schon bekannte Cafe direkt davor und genossen unseren ersten richtigen Urlaubstag bei Tee, Mokka, viel Wasser und natürlich einer Narghile - einer Wasserpfeife, klar ! Das muss sein. Anschließend gingen wir in ein altes Krankenhaus, in dem früher Geisteskranke behandelt wurden und bekamen dort eine sehr ausführliche und interessante Führung durch einen dort angestellten Archäologiestudenten. Und dann waren wir erst mal ziemlich fertig und sind ins Hotel zurück um uns auszuruhen. Dies war jedoch nicht ganz so einfach, denn es herrscht auf den Straßen ein extrem reges Treiben. Überall wird gehupt, die Verkäufer vor unserem Fenster schreien ihre Wahren feil :-) und die interessierten Kunden bekunden genauso schreiend ihr Gefallen oder Missfallen.

Um den Eindruck von Marie wiederzugeben, die ja zum ersten mal in Syrien war, möchte ich gerne ein paar Zeilen aus ihrem Tagebuch zitieren: " Es gibt sehr viele interessante Menschen in dieser Stadt, viele sprechen Englisch und, was eher verwundert, auch viele sprechen Deutsch, zumindest so viel, dass sie das verkaufen können, was sie wollen. Die Frauen sind fast alle verschleiert, viele sogar komplett mit Tuch, auch vor den Augen. Was ich sehr lustig finde ist, dass die Lieferwagen und auch viele Taxis die Melodie von Lambada spielen, wenn sie rückwärts fahren. Die Stadt ist heiß und es herrscht irgendwie das geordnete Chaos."

 

 

 

Da es schon später Nachmittag ist, als wir ins Hotel zurückkommen, schlafen wir erst mal ein wenig und machen uns dann fertig fürs Abendessen in einem lokal, das ich noch von meinem ersten Besuch kenne. Und da ist uns etwas total Verrücktes passiert. eigentlich hätte ich mir senken können, dass es mir auch hier passiert, denn solche Erlebnisse habe ich in jedem zweiten Urlaub. aber jetzt mal erst von vorne. Als wir das Lokal betreten fallen mir zwei blonde Frauen auf, die direkt am Eingang sitzen und etwas deutsch aussehen. wir bestellen unser Essen und plötzlich kann ich auch ein paar deutsche Brocken verstehen, besonders einen Wormser Dialekt. Irgendwie hat mir das keine Ruhe gelassen, und ich meinte zu Marie: "Ich habe diese Frau noch nie gesehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich weiß wer das ist. Ich muss da hin und fragen." Also bin ich unauffällig aufgestanden und erst mal auf die Toilette. Auf meinem Rückweg musste ich an ihnen vorbei und wäre auch beinahe noch auf ihren Tisch gefallen, weil ich über das Kabel des Ventilators gestolpert bin. Ich habe mich dann für die Störung entschuldigt und die eine von beiden gefragt, ob sie aus Worms kommt, denn sie sehe einer Frau sehr ähnlich, die ich kenne. "Nein, ich komme aus Berlin" war ihre etwas überraschte Antwort. Dann meldete sich aber schon die andere Frau zu Wort:" Aber ich komme aus Worms !" Und da war es für mich klar, dass sie die Tante einer Freundin war, die schon seit über 20 Jahren in Aleppo wohnt - einer Stadt mit über 1,5 Millionen Einwohnern. Und wir treffen sie in einem Restaurant,  in das sie normalerweise gar nicht geht. Die Welt ist klein.

Die beiden haben sich dann zu uns an den Tisch gesetzt und wir haben uns noch ein wenig unterhalten.  Auf jeden Fall hat uns Frau Mahhok für den nächsten Tag abends zu sich eingeladen und wir haben die Einladung gerne angenommen.

Nach so einem Tag sind wir dann auch bald ins Bett gegangen, die Hitze und vor allem die lange Fahrt haben uns doch ziemlich geschafft.

 

 

 

 

 

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